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Christiane Herzberg (Bramfelder SV) und der Zuhörkiosk erhalten den Umwelt- und Sozialpreis im Regionalausschuss Bramfeld, Steilshoop und Farmsen-Berne

Es sind die leisen Heldinnen und Helden, die unsere Gesellschaft zusammenhalten – mit Herz, mit Hingabe, mit einem unerschütterlichen Glauben an das Gute im Miteinander. Am heutigen Tag wurde im Regio ein Zeichen gesetzt für genau dieses Engagement: Der Umwelt- und Sozialpreis ging an zwei ganz besondere Akteurinnen unserer Stadtteile – Christiane Herzberg vom Bramfelder Sportverein und die Initiative Zuhörkiosk.

Christiane Herzberg – Ein halbes Jahrhundert für den Verein, für die Menschen, für die Gemeinschaft

Wenn man an den Bramfelder Sportverein von 1945 denkt, denkt man unweigerlich an Christiane Herzberg. Seit nunmehr über 50 Jahren ist sie eine tragende Säule des Vereins – und weit darüber hinaus. Was sie seit 1974 geleistet hat, lässt sich nicht allein in Zahlen, Funktionen oder Amtszeiten ausdrücken. Es ist ein Lebenswerk, das von echter Verbundenheit zu Menschen, von Wärme, Fürsorge und unermüdlichem Einsatz für die Jugend geprägt ist.

Alles begann mit dem Training der F-Jugend. Damals, Mitte der 1970er-Jahre, war Frauenfußball noch eine Randerscheinung – Frauen in führender Rolle im Jugendfußball fast undenkbar. Doch Christiane Herzberg ließ sich nie von Konventionen aufhalten. Mit Herzblut und Überzeugung baute sie Mannschaften auf, führte Kinder und Jugendliche auf den Platz – und auf ihren Weg durchs Leben. Zwischen 1974 und 1986 betreute sie eine der erfolgreichsten Jugendmannschaften Hamburgs. Doch für sie stand nie der sportliche Erfolg allein im Mittelpunkt. Es ging immer auch um das Miteinander, um gegenseitigen Respekt, um das Wachsen an Herausforderungen.

Ihr Einsatz war außergewöhnlich: 1986 organisierte sie für die damalige A-Jugend eine Reise in die USA – für viele der Jugendlichen die erste große Reise, für alle ein unvergessliches Erlebnis. Aus dieser Mannschaft gingen spätere Profis wie Stefan Effenberg, Ralf Jester, Walter Laubinger und Jürgen Degen hervor. Noch drei weitere Male brachte sie Jugendteams über den Atlantik – immer mit dem Ziel, nicht nur sportlich, sondern auch menschlich Horizonte zu erweitern.

Nach ihrer Zeit als Trainerin übernahm sie Verantwortung in der Jugendleitung des Vereins – von 1987 bis 2004 als Jugendleiterin. Sie war nicht nur Organisatorin, sondern Mentorin, Zuhörerin, Wegbegleiterin. Unzählige junge Menschen fanden durch sie einen Platz im Verein, Halt im Leben, Vorbilder zum Wachsen.

Rainer Calmund erinnert sich noch heute an eine von ihr organisierte Deutschlandtour mit der B-Jugend, bei der ihre Mannschaft gegen Bayer Leverkusen antrat. Damals wie heute war sie eine Ausnahmeerscheinung im Fußball – nicht wegen ihrer Position, sondern wegen ihrer Persönlichkeit.

Auch nach dem Verlust ihres geliebten Ehemanns Uwe Herzberg – mit dem sie viele Jahre im Verein ein starkes Team bildete – blieb sie dem BSV treu. Heute, im fast biblischen Alter von bald 79 Jahren, ist sie weiterhin aktiv: Sie sitzt bei Ligaspielen an der Kasse, bearbeitet Spielerpässe, hat ein offenes Ohr für große und kleine Sorgen.

Sie ist nicht einfach „noch da“. Sie ist das Herz des Vereins. Immer freundlich. Immer präsent. Immer mit einem wachen Blick für das, was gebraucht wird. Ihre Haltung ist geprägt von Demut, Stärke und einem unbeirrbaren Glauben an das Gute in der Gemeinschaft.

Ihr Sohn Matthias Herzberg tritt in ihre Fußstapfen – ebenfalls als langjähriger Trainer und engagierter Gestalter des Vereinslebens. Familie Herzberg – das ist gelebte Zivilgesellschaft über Generationen hinweg.

Christiane Herzberg hat über Jahrzehnte das Fundament für viele Freundschaften, für sportlichen Ehrgeiz und für menschliches Wachstum gelegt. Sie hat jungen Menschen Werte mitgegeben, die sie ein Leben lang begleiten werden. Ohne viel Aufhebens. Ohne Scheinwerferlicht. Aber mit jeder Menge Herz.

Sie ist eine würdige Preisträgerin des Umwelt- und Sozialpreises – nicht nur für das, was sie tut, sondern vor allem dafür, wie sie es tut: leise, warmherzig, unermüdlich. Ihr Wirken zeigt, wie viel ein einzelner Mensch bewegen kann – wenn er nicht aufhört, an die Kraft der Gemeinschaft zu glauben.

Zuhörkiosk – Zuhören verändert alles

Die zweite Auszeichnung ging an eine Gruppe von rund 40 Ehrenamtlichen, die mit einer ebenso einfachen wie tiefgreifenden Idee in unserem Stadtteil einen Unterschied machen: Der Zuhörkiosk schenkt Menschen Zeit – und ein offenes Ohr.

Einmal im Monat trifft sich die Gruppe im Brakula, um sich abzustimmen und ihre Dienste zu organisieren. Ihr Angebot: Im Untergeschoss der Marktplatz Galerie ist der Zuhörkiosk täglich von 10–13 Uhr und von 15–18 Uhr, samstags von 10–13 Uhr geöffnet. Jede und jeder kann kommen – ohne Anmeldung, ohne Verpflichtung. Wer reden möchte, findet dort jemanden, der einfach da ist. Der zuhört. Der nicht bewertet. Der Raum schafft.

In einer Welt, in der Hören oft mit Warten aufs eigene Sprechen verwechselt wird, setzt der Zuhörkiosk ein stilles Zeichen für Mitmenschlichkeit. Kostenlos, vertraulich, anonym – aber voller Bedeutung.

Was diese Initiative leistet, lässt sich kaum hoch genug schätzen. Sie bringt Menschen miteinander ins Gespräch – nicht in Talkshows, sondern im echten Leben. Und damit verändert sie still, aber kraftvoll unser Miteinander in Bramfeld und Umgebung.

Fazit: Zwei Auszeichnungen – ein gemeinsames Zeichen

Mit der Verleihung des Umwelt- und Sozialpreises an Christiane Herzberg und den Zuhörkiosk wurde heute deutlich: Es sind Menschen, keine Systeme, die unsere Gesellschaft warm und lebendig halten. Menschen, die zuhören. Die fördern. Die dableiben. Die anpacken, auch wenn es niemand sieht.

Danke für alles, was Sie tun – und vor allem: wie Sie es tun.