Hamburg steht vor gewaltigen klimapolitischen Herausforderungen. Während die Initiative Zukunftsentscheid Hamburg und die Grünen fordern, die Hansestadt solle bereits 2040 klimaneutral werden, fehlt weiterhin jede wissenschaftlich fundierte Grundlage für ein solch ambitioniertes Vorziehen. Die Umweltbehörde hat ein neues Gutachten beauftragt, das prüfen soll, ob dieses Ziel realistisch ist. Doch Ergebnisse werden frühestens im zweiten Halbjahr 2025 erwartet. Bis dahin bleibt die Forderung nach Klimaneutralität 2040 ein politischer Wunsch ohne belastbare Daten – und ohne Rücksicht auf soziale und wirtschaftliche Folgen.
Faktenlage: Weit entfernt von 2045 – geschweige denn 2040
Hamburg hat sich mit dem Klimaplan das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Das ist bereits eine enorme Aufgabe – und die Zahlen zeigen, wie groß die Lücke noch ist:
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Treibhausgasemissionen 2023: 11.695.000 Tonnen CO₂
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Ziel für 2045: 424.000 Tonnen CO₂
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Notwendige Einsparung: 11.271.000 Tonnen CO₂
Hamburg hat in 33 Jahren (seit 1990) rund 42,9 % seiner Emissionen eingespart – ein bedeutender Fortschritt. Doch für die verbleibenden 57 % in nur 20 Jahren braucht es eine jährliche Reduktion von mehr als 560.000 Tonnen CO₂ pro Jahr – jedes Jahr, ohne Unterbrechung. Und das bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Entwicklung, steigendem Energiebedarf und wachsender Bevölkerung.
Blick auf die Sektoren: Rückstand statt Vorreiter
Auch im Jahr 2023 sind zentrale Sektoren weit vom 2030-Ziel entfernt:
Sektor | Ziel 2030 (in Tsd. t CO₂) | Ist 2023 (in Tsd. t CO₂) | Differenz |
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Private Haushalte | 1.550 | 2.984 | +1.434 |
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen | 1.176 | 2.511 | +1.335 |
Industrie | 1.503 | 2.880 | +1.377 |
Verkehr | 2.523 | 3.320 | +797 |
GESAMT | 6.148 | 11.695 | +5.547 |
In allen Bereichen müssen die Emissionen massiv sinken. Doch statt sich auf die Aufholjagd für das 2045-Ziel zu konzentrieren, wird über eine weitere Vorverlegung auf 2040 diskutiert – ohne Plan, ohne Finanzierung, ohne soziale Absicherung.
Klimaschutz braucht Realismus – nicht Symbolpolitik
Es ist einfach, ein neues Zieljahr zu fordern. Doch entscheidend ist, ob es umsetzbar, finanzierbar und sozial verträglich ist. Denn Klimaschutz funktioniert nur mit der Bevölkerung – nicht gegen sie.
Sozialverträglichkeit ist der Schlüssel zur Akzeptanz. Wenn Energiepreise steigen, Investitionen in Gebäudeumbau nötig werden oder Mobilitätskosten explodieren, trifft das vor allem Haushalte mit niedrigerem Einkommen. Der Senat verspricht zwar, niemanden zu überfordern – doch konkrete Entlastungsmechanismen fehlen bislang. Die CDU fordert daher: Sozialer Ausgleich muss Teil jeder Klimaschutzmaßnahme sein. Andernfalls droht die gesellschaftliche Akzeptanz für den Klimaschutz zu kippen.
Widersprüche im Klimaplan: Realität und Annahmen klaffen auseinander
Der bestehende Klimaplan setzt auf ein Szenario B, das u. a. einen Kohleausstieg bereits 2030 vorsieht. Doch der Bundesgesetzgeber nennt als spätestes Ausstiegsdatum das Jahr 2038, mit Prüfungen für 2035. Die Hamburger Annahmen sind also optimistisch – wenn nicht realitätsfern.
Gleiches gilt für Heizöl: Hamburg plant mit einem Ende bis 2035, doch auch hier sind die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht final geklärt. Wer früher aussteigen will, braucht klare Strategien, Förderinstrumente und Rückhalt auf Bundesebene.
CDU-Position: Verantwortung vor Wunschdenken
Die CDU steht für einen realistischen und ehrlichen Klimaschutz, der ambitioniert, aber machbar ist. Hamburgs Ziel bis 2045 klimaneutral zu werden, ist bereits eine große Herausforderung – eine Vorverlegung auf 2040 oder gar 2035 ohne wissenschaftlich fundierte Grundlage lehnen wir ab.
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Keine Symbolpolitik, sondern Maßnahmen, die wirken
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Keine Überforderung, sondern sozialverträgliche Umsetzung
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Keine Wunschjahre, sondern überprüfbare Etappen
Fazit: Glaubwürdigkeit nur durch Ehrlichkeit
Hamburg muss beim Klimaschutz vorangehen – aber mit Augenmaß. Es reicht nicht, ambitionierte Jahreszahlen zu nennen, wenn der Weg dorthin fehlt. Wer Klimaneutralität wirklich erreichen will, braucht ehrliche Kommunikation, wissenschaftlich fundierte Szenarien und vor allem: die Menschen mit im Boot.
Alles andere ist politisches Wunschdenken – und gefährdet genau das, was wir schützen wollen: unsere Umwelt, unsere Wirtschaft und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt.