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Opposition wirkt: Wenn der Abgeordnete erst helfen muss, damit Sie heiraten dürfen – weil das Bezirksamt Wandsbek Ihnen nicht antwortet

Stellen Sie sich vor, Sie möchten heiraten. Sie haben alles vorbereitet, den richtigen Menschen an Ihrer Seite, die Unterlagen zusammengetragen – und dann hören Sie vom Bezirksamt: nichts. Kein Rückruf, keine inhaltliche Antwort auf Ihre E-Mails, keine Möglichkeit, den nächsten Schritt zu gehen. So erging es einem Bürger aus Bramfeld – und erst durch mein Eingreifen als Abgeordneter konnte Bewegung in die Sache kommen.

Am Donnerstag, den 6. Februar 2025 um 09:24 Uhr, hatte der Bürger seine vollständig ausgefüllte Heirats-Checkliste per E-Mail an das zuständige Standesamt im Bezirksamt Wandsbek gesendet. Eine Eingangsbestätigung kam schnell – doch danach: Funkstille.

Am Dienstag, den 15. April 2025, fragte er erneut per E-Mail nach dem Bearbeitungsstand. Bis dahin hatte er keinerlei inhaltliche Rückmeldung erhalten. Ohne eine solche kann jedoch keine Eheschließung erfolgen. Wer im Bezirk Wandsbek gemeldet ist, kann auch nicht in einem anderen Bezirk heiraten, solange das zuständige Standesamt die erforderlichen Unterlagen nicht freigibt.

Monatelanges Warten auf ein „Ja, Sie dürfen“

Seit Februar also keine Antwort – nicht einmal eine Einschätzung zum Bearbeitungsstand. Der Bürger war verzweifelt. Und er fragte sich zu Recht: Wann wird mein Anliegen endlich bearbeitet? Warum meldet sich niemand?

Ich habe daraufhin beim Bezirksamt Wandsbek nachgefragt – und siehe da: Noch am selben Tag erhielt der Bürger endlich eine Rückmeldung. Die Trauung ist nun möglich. Doch es ist schon bemerkenswert: Ohne politischen Druck geschieht offenbar nichts.

Was sagt das Bezirksamt dazu?

In seiner Antwort an mich erklärte das Bezirksamt, man sei grundsätzlich bestrebt, alle Dienstleistungen „serviceorientiert und zeitnah“ zu erbringen. Verzögerungen könnten jedoch durch verschiedene Faktoren entstehen – etwa gesetzliche Änderungen, unvollständige Unterlagen oder ein hohes Arbeitsaufkommen.

Man verwies auf das Programm „Neuaufstellung und Modernisierung der Standesämter“ (NEMO ST), mit dem die Effizienz der Standesämter durch Digitalisierung und neue Personalstrukturen verbessert werden soll. In Wandsbek seien zuletzt Rückstände bei Geburts- und Sterbefällen abgebaut worden. Die Digitalisierung der Eheanmeldung sei ebenfalls geplant.

Eine statistische Erfassung der Bearbeitungszeit gibt es laut Bezirksamt nicht. Ob monatelange Wartezeiten wie in diesem Fall normal sind? Dazu gab es keine klare Antwort.

Fazit: Verwaltung darf kein Hindernis fürs Heiraten sein

Dieser Fall zeigt: Ohne politischen Druck bewegt sich manchmal nichts. Wenn Bürgerinnen und Bürger auf unbestimmte Zeit keine Rückmeldung erhalten, wird Bürokratie zum Hindernis – sogar für so zentrale Lebensentscheidungen wie eine Eheschließung.

Die Modernisierung der Verwaltung muss spürbar bei den Menschen ankommen. Digitalisierung, neue Strukturen und mehr Transparenz dürfen keine Zukunftsversprechen bleiben – sie müssen im Alltag funktionieren.

Denn: Sie sollten heiraten dürfen, ohne dass sich erst ein Abgeordneter einschalten muss.

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