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Politisch motivierte Kriminalität nimmt deutlich zu – Verfassungsschutzbericht 2024 vorgestellt

Der am 23. Juni 2025 vorgestellte Verfassungsschutzbericht für Hamburg zeigt eine weitgehend stabile Entwicklung der extremistischen Szenen, jedoch einen signifikanten Anstieg politisch motivierter Straftaten. Die Eskalation des Nahostkonfliktes im Oktober 2023 wirkte sich auf nahezu alle extremistischen Phänomenbereiche aus und führte in Hamburg zu einer deutlichen Zunahme insbesondere antisemitischer und israelfeindlicher Vorfälle.

Die Zahl der politisch motivierten Straftaten insgesamt ist stark angestiegen. Dabei waren Versammlungen und Aktionen nicht nur vom islamistischen Spektrum, sondern auch von Linksextremisten, auslandsbezogenen Extremisten und verschwörungsideologischen Gruppen geprägt. Besonders auffällig war die Einstufung der Gruppierung „Thawra! Hamburg“ als gesichert extremistisch. Ihr wird unter anderem Antisemitismus und die Kooperation mit linksextremistischen Akteuren vorgeworfen.

Islamismus und ausländische Ideologie besonders im Fokus

Im Bereich Islamismus stieg das Personenpotenzial leicht auf 1.900 Personen. Besonders die Gruppierung Hizb ut-Tahrir wuchs weiter. Die Zahl der Straftaten im Bereich religiöser Ideologien stieg stark auf 192 (Vorjahr: 62), während im Bereich der „Ausländischen Ideologie“ 485 Taten registriert wurden – darunter 41 Gewaltdelikte.

Ein zentrales Ereignis war das Verbot des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) durch das Bundesinnenministerium im Juli 2024. Die Maßnahme wurde durch langjährige Erkenntnisse des Hamburger Verfassungsschutzes vorbereitet. Weitere Erfolge waren Ermittlungsverfahren, Festnahmen und Ausweisungen aus der islamistischen Szene.

Zunahme rechtsextremistischer Straftaten

Auch die rechtsextremistische Szene zeigt ein leichtes Wachstum – von 390 auf 400 Personen. Die Zahl der Straftaten stieg erheblich von 716 auf 1.272. Die meisten davon entfallen auf Propagandadelikte und Volksverhetzung. Der Anstieg wird auch auf eine erhöhte Sensibilität, verstärkte Anzeigebereitschaft und digitale Meldeportale zurückgeführt.

Spaltung und Mobilisierung im linksextremistischen Spektrum

Im linksextremistischen Lager blieb das Personenpotenzial mit rund 1.050 Personen stabil. Die Zahl der registrierten Straftaten stieg deutlich auf 564, darunter 156 mit linksextremistischem Hintergrund. Eine zentrale Rolle spielte dabei der innerlinke Streit um die Haltung zum Nahostkonflikt. Während autonome Gruppen sich überwiegend israelsolidarisch positionieren, solidarisieren sich antiimperialistische Strömungen mit Gruppen wie der Hamas – teilweise auch unter Gewaltanwendung, wie die Besetzung der Roten Flora am 14. Mai 2024 zeigte.

Cybersicherheit und Spionageabwehr gewinnen an Bedeutung

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und globaler digitaler Bedrohungen wurde das Personal im Landesamt für Verfassungsschutz weiter aufgestockt – mit besonderem Fokus auf Cyberabwehr und hybride Bedrohungen. Insgesamt verfügt das Amt nun über rund 220 Stellen, ein Zuwachs von mehr als einem Drittel in zehn Jahren.

Fazit

Der Verfassungsschutzbericht 2024 macht deutlich: Die Bedrohungslagen in Hamburg sind vielfältig und zunehmend international beeinflusst. Insbesondere die Eskalation des Nahostkonfliktes hat zu einer erhöhten Mobilisierung und Radikalisierung in allen Phänomenbereichen beigetragen. Der Hamburger Verfassungsschutz bleibt deshalb weiter stark gefordert, insbesondere im Bereich Islamismus, Rechtsextremismus und bei hybriden Bedrohungen im digitalen Raum.

https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/behoerde-fuer-inneres-und-sport/verfassungsschutzberichte-899160