Der Ausbau von Photovoltaikanlagen (PV) auf öffentlichen Gebäuden in Hamburg bleibt ein Trauerspiel. Die aktuellen Zahlen aus der Drucksache 23/546 zeigen: Auf den insgesamt 10.879 städtischen Gebäuden sind gerade einmal 372 PV-Anlagen installiert – das entspricht einem Anteil von nur rund 3,4 Prozent. Zum Vergleich: Im August 2024 lag die Zahl bei 10.748 Gebäuden und nur 255 PV-Anlagen. Das heißt: In einem Jahr wurden ganze 117 Anlagen zusätzlich installiert. Im Schnitt seit 2020 nur rund 36 Anlagen pro Jahr. In dieser Geschwindigkeit würde es über 80 Jahre dauern, bis geeignete öffentliche Dachflächen mit Photovoltaik ausgestattet wären.
So sieht also der Beitrag des rot-grünen Senats zur Energiewende aus? Große Ziele – aber eine Realität, die eher an Stillstand erinnert.
Riesige Potenziale bleiben weiter ungenutzt
Besonders eklatant ist das Versagen bei Hamburgs größtem öffentlichen Wohnungsunternehmen – der SAGA. Mit über 6.100 Gebäuden und rund 587.700 Quadratmetern geeigneter Dachfläche verfügt sie über immense Möglichkeiten. Doch bislang wurden nur 39 Gebäude mit PV-Anlagen ausgestattet. Das entspricht einer Solarisierungsquote von gerade einmal 0,6 % – peinlich wenig für ein städtisches Vorzeigeunternehmen. Sechs Gebäude mit jeweils mehr als 5.000 m² Dachfläche sind komplett ungenutzt – dabei wäre hier durchgängig Platz für größere PV-Anlagen vorhanden.
Auch bei der Stadtreinigung Hamburg ist die Bilanz dürftig: Nur 10 von 132 analysierten Gebäuden wurden mit PV-Anlagen versehen, obwohl rund 92.000 m² an nutzbarer Fläche zur Verfügung stehen.
Oppositionsarbeit wirkt: CDU-Anfrage zwingt Senat zum Handeln
Einige besonders große Dachflächen wie an der Otto-Ernst-Straße 34 (9.206 m²), Neuenfelder Straße 19 (8.890 m²) oder Caffamacherreihe 1–3 (8.652 m²) waren lange völlig ungenutzt – ohne Planung, ohne Analyse, ohne Strategie. Erst durch eine CDU-Anfrage im Rahmen einer Großen Anfrage wurde dieser Missstand öffentlich. Inzwischen liegen für viele dieser Objekte Potenzialanalysen vor und erste Planungen sind in Aussicht gestellt. Ein klares Zeichen: Ohne den Druck der Opposition würde sich auch hier weiterhin nichts tun.
Bezirksämter mit Totalausfall – trotz Klimabeauftragten
Besonders beschämend ist die Situation in den Bezirksämtern. Altona und Harburg etwa haben bis heute kein einziges Gebäude mit einer PV-Anlage, obwohl in allen Bezirken sogenannte Klimabeauftragte tätig sind – eigentlich mit dem Ziel, genau solche Maßnahmen voranzubringen. Im Bezirksamt Nord mit 41 Gebäuden wurde gerade eine einzige PV-Anlage umgesetzt. Auch das Bezirksamt Wandsbek kommt bei 36 Gebäuden nur auf zwei Anlagen. Man fragt sich: Was genau machen die Klimabeauftragten eigentlich?
Die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz ist ebenfalls ein Musterbeispiel für Untätigkeit. 34 Gebäude, aber nur eine PV-Anlage – und erst vier Potenzialanalysen. Der Ausbau bleibt dort praktisch nicht existent.
Flughafen Hamburg: 14 Großdächer, null Anlagen
Ein weiteres Negativbeispiel ist der Hamburger Flughafen: 14 Dachflächen mit mehr als 5.000 m² Fläche – aber keine einzige PV-Anlage. In Zeiten von Energiekrise und Klimaschutz-Debatten ist das schlichtweg verantwortungslos.
Klimarhetorik und Gas-Doppelmoral
Während Rot-Grün in der Öffentlichkeit den Einbau von Gasheizungen regelmäßig verteufelt, werden in der Realität weiterhin neue Gasheizungen in öffentlichen Gebäuden eingebaut. Die CDU-Fraktion sagt klar: Gas kann dort sinnvoll sein, wo es wirtschaftlich oder technisch keine bessere Alternative gibt. Aber das ewige Moralisieren und Verteufeln durch Rot-Grün ist unehrlich, wenn man gleichzeitig selbst weiter Gasheizungen installiert. Wer ehrlichen Klimaschutz will, muss mit offenen Karten spielen – und nicht mit doppelten Standards arbeiten.
CDU fordert Ausschreibungsmodell – Rot-Grün blockiert
Die CDU fordert seit Langem, öffentliche Dachflächen in einem wettbewerblichen Verfahren an private Anbieter zu vergeben. Die Idee: Wer am meisten Pacht bietet und die schnellste Umsetzung garantiert, bekommt den Zuschlag. Ein pragmatischer Ansatz, der den lahmenden Ausbau deutlich beschleunigen würde.
Doch die rot-grüne Koalition blockiert diesen Vorschlag weiterhin – ohne ein funktionierendes Gegenmodell. Dabei drängt die Zeit.
Fazit: Der Senat bleibt weit hinter seinen eigenen Ansprüchen zurück
Ziel des Senats ist eine installierte PV-Leistung von 500 bis 800 MWp bis 2030, langfristig bis 1,5 GWp. Doch mit dem jetzigen Tempo, der offensichtlichen Planungsarmut, blockierenden Behörden, untätigen Bezirksämtern und einem Flughafen ohne Ambitionen wird dieses Ziel zur Utopie.
Für mich steht fest: So wird Hamburg seine Klimaziele nie erreichen. Statt endloser Prüfaufträge, Versprechungen und Vertröstungen braucht es jetzt konsequentes Handeln. Der Senat muss endlich aus dem Ankündigungsmodus in den Umsetzungsmodus kommen – oder Platz machen für eine Politik, die tatsächlich liefert.