Mit der Schriftlichen Kleinen Anfrage 23/1286 haben wir den Senat u. a. zur Stiftung Lebensraum Elbe (SLE) befragt – ihrer Entstehung, Finanzierung, Aufgaben und den in den vergangenen fünf Jahren realisierten Maßnahmen. Hier die wichtigsten Punkte:
Warum gibt es die Stiftung Lebensraum Elbe?
Die SLE wurde 2010 „vor dem Hintergrund der Entscheidung zur Fahrinnenanpassung von Außen- und Unterelbe“ gegründet. Ihr Zweck: den ökologischen Zustand der Tideelbe verbessern – insbesondere durch die Schaffung von Flachwasserbereichen, die (Wieder-)Anbindung von Nebenelben und Nebengewässern, naturnähere Vorland- und Uferstrukturen, den Erhalt und die Entwicklung von Wattflächen sowie die Förderung einer natürlichen Tidedynamik. Damit sollen ästuartypische Lebensräume und Arten – von Fischen bis Röhrichtbrütern – gestärkt werden.
Wie finanziert sich die SLE?
Die Stiftung steht auf zwei Finanzsäulen:
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Stiftungskapital: Start mit 10 Mio. €, in zehn Jahren um 7,5 Mio. € aufgestockt; zusätzlich fließen der SLE seit 2011 jährlich 1 % der Haushaltsmittel für den Hochwasserschutz zu. Aktueller Stand des Stiftungskapitals: 21,8 Mio. € (Angabe des Senats).
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Mittel zum Verbrauch: Jährlich 5 % des Hafengeldes (Zuführung der HPA) – das sind laut Senat rund 3 Mio. € pro Jahr. Diese Mittel werden projektbezogen für die Stiftungszwecke eingesetzt.
Wer entscheidet?
Über Maßnahmen und Projekte beschließt der elfköpfige Stiftungsrat; die Freie und Hansestadt Hamburg entsendet sechs Mitglieder. Rechtsgrundlage ist das Lebensraum-Elbe-Stiftungsgesetz.
Was wurde seit 2019 umgesetzt? – Auszüge aus der Anlage
Die Anlage zur Drucksache listet umfangreiche (Bau-)Maßnahmen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen auf. Sie zielen besonders auf die Schaffung von Flachwasserzonen, Prielen, Auwaldentwicklung, Uferabflachungen, die Verbesserung der Fischdurchgängigkeit und die ökologische Aufwertung von Hafen- und Vorlandbereichen. Eine Auswahl:
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Wrauster Bogen (HH): Neuer Priel und Deckwerksabsenkungen – sauerstoffreicher Seitenarm, bessere Land-Wasser-Übergänge, Förderung der Fisch- und Gewässerfauna; zugleich Trittsteine für den Schierlings-Wasserfenchel.
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Wedeler Au (SH): Fünf Priele, sechs Kleingewässer, Uferabflachungen, Pflanzung eines Auwalds – mehr Tideeinfluss, Habitat für Röhrichtbrüter, Amphibien und Insekten.
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Winsen/Luhe (NI): Laufverlängerung, Reaktivierung und Neuanlage von Prielen, Kies-/Totholzeinträge – naturnäherer Fließgewässerverlauf und strukturreiche Habitate.
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Altengammer Elbwiesen & Schweenssand (HH): Deckwerksabsenkungen und Beseitigung von Ablagerungen – naturnahe Ufer, Wiederherstellung tidegeprägter Lebensräume.
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Krauel (HH): Buhnenkerbungen – dynamische Prozesse in Buhnenfeldern, Förderung von Makrozoobenthos und Fischfauna.
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„Das Loch“/Overwerder (HH): Entfernung von Betonrohren – Beseitigung einer Fischfalle, bessere Durchgängigkeit.
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Finkenwerder Vorhafen & Flottbek (HH): Uferabflachung bzw. Priel – bessere Ufervegetation, zusätzliche Trittsteine für den Schierlings-Wasserfenchel.
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Bishorster Elbvorland (SH): Neuer Priel und Blänken – Aufwertung von Tidelebensräumen und Wiesenvogelhabitaten.
Angekündigt für September 2025: Overhaken (HH) – Sicherung eines wertvollen Vorlandabschnitts durch technisch-biologische Ufersicherung, inklusive Schutz eines Auwalds und eines bestehenden Schierlings-Wasserfenchel-Trittsteins.
Neben Bauprojekten fördert die SLE auch Bildung und Monitoring – etwa „Langer Tag der StadtNatur“ (mehrere Jahre), „ElbForscher/Elbe-Tage“ (NABU), „Faszination Tideelbe“ (BUND), Umweltpädagogik im Tideauenzentrum sowie Machbarkeits- und Fachstudien (u. a. Bunthäuser Spitze, Hanskalbsand, Hafen-Unterwasserstrukturen, Twielenflether Sand, Stint-Untersuchungen).
Drittmittel: Einige Vorhaben wurden zusätzlich u. a. durch BMEL/BMUV, die MSC Foundation oder die BUKEA mitfinanziert – im Übrigen trägt die SLE die Maßnahmen aus ihren eigenen Mitteln.
Fazit
Die SLE ist Hamburgs zentrales Instrument, um trotz intensiver Nutzung der Elbe ökologische Ausgleichs- und Verbesserungsmaßnahmen dauerhaft voranzutreiben – finanziell solide unterlegt (Stiftungskapital plus laufende Verbrauchsmittel) und mit einem breiten Projekt-Mix vom konkreten Gewässerumbau bis zur Umweltbildung.

