Skip to content Skip to footer

Suchtmittelkonsum bei Jugendlichen in Hamburg weiter rückläufig

Weniger Jugendliche als in den Vorjahren sind in den Gebrauch von Suchtmitteln eingestiegen. Das zeigen die repräsentativ unter 14- bis 17-jährigen Jugendlichen erhobenen Daten der SCHULBUS-Studie 2021/22.

Die Verbreitung des jugendlichen Umgangs mit Alkohol, Tabak und Cannabisprodukten ist damit insgesamt erneut rückläufig. Das gilt trotz der schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie, die auch und vor allem für die jüngere Generation eine besondere Belastung war. Zwei weitere Entwicklungen sind in diesem Zusammenhang zu beobachten; unter denjenigen Jugendlichen, die bereits Drogen konsumierten, kam es in dieser Zeit teilweise zu einer Intensivierung ihres bisherigen Gebrauchs. Das Suchtverhaltens ist auch bei den sogenannten Verhaltenssüchten intensiviert: Die Zahlen zur Entwicklung der freizeitorientierten Internetnutzung der Jugendlichen haben erneut zugenommen. Der Anteil der 14- bis 17-Jährigen, die gemäß der Compulsive Internet Use Scale (CIUS) ein entsprechend problematisches Nutzungsverhalten aufweisen, ist inzwischen auf rund 20 % angestiegen.

Die Schüler- und Lehrkräftebefragung zum Umgang mit Suchtmitteln (SCHULBUS) wurde bereits zum achten Mal im Auftrag der Stadt Hamburg durchgeführt. Die Erhebung wird turnusmäßig im Abstand von drei Jahren vorgenommen und lässt daher auch Vergleiche im Zeitverlauf zu. Die nun vorliegenden Ergebnisse gehen auf die Erhebung in 2021 zurück; in der aktuellen Studie wurde daher auch den besonderen Umständen der Corona-Pandemie bzw. den Regelungen zu ihrer Bekämpfung durch einige zusätzliche Fragen entsprechend Rechnung getragen. Neben Informationen zum Suchtmittelkonsum bzw. der Nutzung von PC und Internet wurden in der Studie auch Fragen zur Zufriedenheit und zu persönlichen Belastungen der Jugendlichen gestellt.

Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard: „Ob und in welchem Ausmaß junge Menschen Suchtmittel konsumieren, ist für ihre Entwicklung von großer Bedeutung. Um allen ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen, wollen wir verhindern, dass Süchte dabei eine nachteilige Rolle spielen. Die Pandemiejahre sind nicht ohne Auswirkungen geblieben. Gerade, weil uns die Befragungsergebnisse zum Teil unerwartete Einschätzungen bieten, sind sie für die Bewertung der Lage von Bedeutung. Der Suchtmittelkonsum ist mutmaßlich auch deswegen zurückgegangen, weil es schlicht an Gelegenheiten für Gelegenheitskonsum fehlte. Gut daran ist, dass dadurch weniger junge Menschen überhaupt angefangen haben, Suchtmittel zu konsumieren. Genau hinsehen müssen wir bei jenen, die schon zuvor konsumiert hatten und das in der Corona-Zeit sogar noch ausgeweitet haben. Aber auch überzogene Internetnutzung ist ein Thema, dem wir uns weiter widmen müssen.“

Die in den zurückliegenden Jahren teilweise geltenden Kontaktbeschränkungen, der ungewöhnlich hohe Unterrichtsausfall und die bis dahin kaum erprobten Ansätze der onlinebasierten Unterrichtsgestaltung haben zu enormen Belastungen bei den betroffenen Schülerinnen und Schülern geführt.

„Unsere untersuchungsbegleitenden Gespräche mit den Jugendlichen haben aber auch gezeigt, dass ein Teil von ihnen die veränderten Bedingungen des Schulalltags als durchaus entlastend empfunden haben“, sagt Studienleiter Theo Baumgärtner von der Fachstelle Sucht.Hamburg. „Die Schülerinnen und Schüler beschreiben nicht selten eine deutliche Reduzierung von Stress, Leistungsdruck, Konkurrenzverhalten und Mobbingerfahrungen, die offensichtlich auch ein Bestandteil ihrer Alltagsrealität darstellen“.

Für die SCHULBUS-Regionalstudie 2021 wurden in Hamburg nicht nur rund 1.920 Schülerinnen und Schüler, sondern auch mehr als 150 Lehrkräfte sowie erstmals auch gut 230 Eltern von Kindern im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt. Gleicht man deren Einschätzungen zur Verbreitung des jugendlichen Suchtmittelgebrauchs mit den empirisch ermittelten Prävalenzzahlen ab, dann zeigt sich, dass die Lehrkräfte das Ausmaß des suchtgefährdenden Verhaltens quantitativ eher überschätzen, während die Eltern häufig dazu neigen, die tatsächlich vorliegenden Suchtmittelkonsumerfahrungen ihrer Kinder systematisch zu unterschätzen.

Die Studie wurde zugleich auch für das Bundesland Bremen durchgeführt. Die für diesen Erhebungsbereich ermittelten Erkenntnisse decken sich mit den Erkenntnissen für Hamburg.

Die Studienergebnisse finden als eine der größten regelmäßigen Erhebungen auch bundesweite Resonanz und fließen in die Bewertungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ein: „Erfreulich ist, dass die Corona-Pandemie nicht zu einer allgemeinen Erhöhung der Verbreitung des Suchtmittelkonsums unter Jugendlichen geführt hat. Doch beobachten wir mit Sorge, dass die Probleme von Jugendlichen in Bezug auf Essverhalten und exzessive Mediennutzung eher zugenommen haben“, so Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Auch wenn es sich bei der SCHULBUS-Studie um Befragungen auf lokaler Ebene handelt, ergänzen die Ergebnisse unsere Datenlage der bundesweiten Drogenaffinitätsstudie zum Suchtmittelkonsum von 12- bis 25-Jährigen. Dieser Einblick in die Lebenswelt junger Menschen hilft, unsere Angebote der Suchtprävention passgenauer weiterzuentwickeln. Dabei nimmt die BZgA verstärkt auch die Zielgruppen der Eltern und Lehrkräfte in den Blick.“

Der Abschlussbericht der SCHULBUS-Studie 2021/22 ist unter www.sucht-hamburg.de/information/publikationen abrufbar.”