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Trinkwassernotbrunnen in Hamburg: Sicherheitsrisiko im Katastrophenfall

Die Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage deckt gravierende Mängel bei Hamburgs Trinkwassernotbrunnen auf – und offenbart, wie schlecht die Stadt auf einen längerfristigen Stromausfall vorbereitet ist.

Von den insgesamt 89 Trinkwassernotbrunnen in Hamburg befinden sich zwar die meisten offiziell im „funktionsfähigen“ Zustand, doch die Details sind alarmierend:

  • Unzureichende Schulungen: Für den Betrieb der Notbrunnen müssten 921 Beschäftigte der Bezirksämter einsatzfähig sein. Tatsächlich wurden bislang nur 133 Mitarbeitende geschult – weniger als 15 % der Zielgröße (23-01324) Der Senat verweist darauf, dass auch ungeschultes Personal mithilfe von Unterlagen die Brunnen betreiben könne – eine riskante Strategie im Ernstfall.

  • Fehlende VDE-Prüfungen: Nur etwa 40 Brunnen haben bisher die gesetzlich vorgeschriebene VDE-Prüfung durchlaufen23-01324Diese dient der Sicherheit bei elektrischen Anlagen. Hamburgs größte Bezirke wie Wandsbek und Hamburg-Nord weisen noch zahlreiche ungeprüfte Standorte auf23-1324_Anlage1 (1)Erst bis 2026 sollen alle Prüfungen abgeschlossen sein – ein gefährlich langer Zeitraum.

  • Mangelnde Notstromversorgung: Von den 89 Brunnen sind nur rund 33 mit mobilen Notstromaggregaten ausgestattet. Zudem ist der Treibstoffvorrat direkt am Brunnen auf lediglich drei Stunden Betrieb begrenzt. Zwar halten die Bezirksämter Reserven für 72 Stunden bereit, doch ein belastbarer Nachschubplan über diesen Zeitraum hinaus fehlt23-01324

  • Alte und reparaturbedürftige Brunnen: Viele Anlagen stammen aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Einige sind aktuell außer Betrieb, etwa in der Alfredstraße (Hamburg-Nord, Baujahr 1944) oder in Harburg am Eißendorfer Pferdeweg (Baujahr 1967) 23-1324_Anlage1 (1)Teilweise sind Reparaturen „in Planung“ – ohne klaren Zeitplan.

  • Uneinheitliche Mittelverteilung: Für Wartung und Betrieb stehen seit 2023 jährlich nur 60.000 Euro für ganz Hamburg zur Verfügung – im Durchschnitt also weniger als 700 Euro pro Brunnen und Jahr23-01324

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Der Senat sieht trotz dieser Defizite „keine Risiken“ für die Wasserversorgung im Katastrophenfall. Eine Einschätzung, die angesichts fehlender Schulungen, unzureichender Prüfungen und knapper Notstromversorgung schwer nachvollziehbar ist.

Die CDU hatte in mehreren Drucksachen (u.a. Drs. 22/9870, 22/9935, 22/12603, 22/14012) bereits frühzeitig auf diese Versäumnisse hingewiesen. Erst durch diesen Druck wurden einige Maßnahmen angestoßen – doch die aktuellen Zahlen zeigen, dass Hamburgs Bevölkerung im Ernstfall weiterhin gefährdet ist.

Hamburgs Trinkwassernotbrunnen sind ein Paradebeispiel für verschleppte Vorsorge. Anstatt die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger konsequent abzusichern, setzt der Senat auf Minimallösungen und Vertrauen in den Zufall. Ein längerer Blackout würde die Schwächen des Systems gnadenlos offenlegen – mit unkalkulierbaren Folgen für die Stadt.