In Farmsen stehen 82 dringend benötigte Kita-Plätze vor dem Aus. Die Kindertagesstätte MOUSEHOUSE muss bis zum 30. August 2025 ihre Räumlichkeiten im Marie-Bautz-Weg 13 räumen, da das Gelände künftig als Baustelleneinrichtungsfläche genutzt werden soll (Drucksache 23/251). Laut Senat sind geplante Übergangsräume nicht rechtzeitig verfügbar – es wird somit dringend eine neue Unterkunft benötigt. Doch eine tragfähige Lösung ist bisher nicht in Sicht.
Zwar erklärte das Bezirksamt Wandsbek, es habe am 5. Dezember 2024 Gespräche mit dem Träger geführt und Unterstützung zugesagt. Doch konkrete Fortschritte gibt es kaum.
Zuständigkeit abschieben statt handeln
Auf Nachfrage machte der Senat deutlich: Für die Suche nach einem neuen Standort ist nicht die Stadt selbst verantwortlich. Die Vergabe öffentlicher Immobilien obliegt dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG). Der Kita-Träger muss eigenständig nach geeigneten Objekten suchen; die zuständigen Behörden bieten lediglich „beratende Unterstützung“.
Darüber hinaus wurde betont, dass im Hamburger Kita-Gutschein-System keine zentrale Angebotsplanung stattfindet. Die Träger sind allein für die Anpassung und Planung ihrer Angebotsstrukturen zuständig. Neue Standorte müssen durch sie selbst organisiert werden – die Stadt greift nicht aktiv ein. Auch städtische Flächen werden nicht gezielt zur Verfügung gestellt, sondern nur über ein öffentliches Interessenbekundungsverfahren angeboten, um Gleichbehandlung sicherzustellen.
Diese strukturelle Zurückhaltung mag für den Wettbewerb unter Trägern vorteilhaft sein – in akuten Fällen wie in Farmsen wird sie jedoch zum Problem.
Träger zieht offenbar bereits Konsequenzen – Standort nicht mehr gelistet
Ein besonders alarmierendes Signal: Auf der offiziellen Website der Kita MOUSEHOUSE ist der Standort in Farmsen (Marie-Bautz-Weg 13) inzwischen nicht einmal mehr aufgeführt. Dies deutet stark darauf hin, dass der Träger nicht mehr mit einer Lösung vor dem Auszug rechnet und den Standort bereits intern abgeschrieben hat. Ein Weiterbetrieb an der bisherigen Adresse sei laut Senat derzeit nicht möglich – die zuständige Behörde habe hierzu „keine Informationen“.
Unbeantwortete Fragen – ungewisse Zukunft
Offen bleibt, welche konkreten Alternativstandorte dem Träger überhaupt angeboten wurden und warum diese nicht genutzt werden konnten. Auch die Frage, ob eine Verlängerung des Betriebs am bisherigen Standort möglich wäre, bleibt unbeantwortet. Der Fall zeigt ein gravierendes Defizit in der strategischen Steuerung der Kindertagesbetreuung in Hamburg – in einer Zeit, in der Kitaplätze ohnehin knapp sind.
Verwaltungsprinzip schlägt Versorgungssicherheit
Die aktuelle Lage offenbart ein strukturelles Versagen: Familien, Kinder und Mitarbeitende werden allein gelassen, während sich Senat und Behörden auf formale Zuständigkeiten berufen. Das Prinzip der Gleichbehandlung darf nicht zum Selbstzweck werden, wenn am Ende der Bildungserfolg von Kindern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf dem Spiel stehen.
Fazit: Die drohende Schließung der Kita MOUSEHOUSE in Farmsen ist nicht nur ein lokales Problem, sondern ein Beispiel für das Scheitern eines Systems, das auf Eigenverantwortung der Träger setzt, aber keine Rückfallebene bietet. Wenn selbst in einer akuten Notlage keine Lösungen greifen, steht mehr als nur ein Standort auf dem Spiel – es geht um das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Stadt Hamburg.