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Invasive Art breitet sich aus: Nutria auf dem Ohlsdorfer Friedhof und im Bezirk Wandsbek unterwegs

Immer wieder melden Bürger Sichtungen der aus Südamerika stammenden Nutria in Hamburg – zuletzt auch auf dem Ohlsdorfer Friedhof. In den Monaten Februar und März 2025 gingen beim Meldeportal des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels vier Hinweise auf Einzelsichtungen ein. Auch mir haben Bürger Bilder von Nutrias auf dem Ohlsdorfer Friedhof zugesandt (siehe beigefügtes Bild). Die Hinweise bestätigen: Die invasive Art hat auch vor einem der sensibelsten Orte der Stadt – dem größten Parkfriedhof Europas – nicht Halt gemacht.

Senat sieht (noch) keine etablierte Population

Auf Anfrage bestätigte der Senat, dass es bisher keine Hinweise auf eine stabile Nutria-Population auf dem Friedhof gebe. Die vier Meldungen beziehen sich auf Einzeltiere, deren Identität nicht eindeutig geklärt ist. Es ist also unklar, ob es sich um ein oder mehrere Tiere handelt. Eine gezielte Zählung oder Beobachtung der Tiere findet derzeit nicht statt. Die Behörden setzen bislang auf passives Monitoring durch Bürgerhinweise.

Mögliche Schäden durch Nutria

Nutria leben in und an Gewässern. Sie graben unverzweigte Wohnröhren von bis zu drei Metern Länge in Uferbereiche. Je nach Beschaffenheit können diese Bauten zu Erosionsschäden führen – auch auf dem Friedhof mit seinen sensiblen Grab- und Pflanzflächen. Die Tiere fressen überwiegend Pflanzen und machen dabei auch vor Ufervegetation, Garten- und Zierpflanzen keinen Halt.

Obwohl Nutria nicht aggressiv sind, können sie sich bei Bedrohung – etwa durch Hunde oder Menschen – mit ihren kräftigen Nagezähnen verteidigen. Bissunfälle mit Menschen sind in Hamburg bisher jedoch nicht bekannt. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof herrscht ohnehin ein Hundeverbot, was das Risiko reduziert. Dennoch raten Experten dringend davon ab, die Tiere zu füttern oder ihnen zu nahe zu kommen, um eine Gewöhnung an Menschen zu vermeiden.

Vorkommen im Bezirk Wandsbek und Umgebung

Im gesamten Bezirk Wandsbek sind Nutria bereits seit Jahren bekannt. Meldungen liegen unter anderem von der Alster, der Wandse, aus dem Wohldorfer Wald und dem Duvenstedter Brook vor. Die Tiere finden dort reichlich Lebensraum und Nahrung – ideale Bedingungen für eine Ausbreitung. Genaue Zahlen zur Population gibt es nicht; die Tiere sind schwer zu erfassen, da sie nachtaktiv und zurückgezogen leben.

Maßnahmen gegen die Ausbreitung

Auf öffentlichen und privaten Flächen können Grundstückseigentümer Stadtjäger beauftragen, um Nutria tierschutzgerecht zu entnehmen. In Wandsbek wurde dazu 2024 eine erste Lebendfalle bereitgestellt. Ziel ist es, Schäden an Uferbereichen und wasserwirtschaftlichen Anlagen frühzeitig zu verhindern. Eine flächendeckende Bejagung erfolgt jedoch nicht – das Vorgehen bleibt punktuell und reaktiv.

Die Ausbreitung invasiver Arten wie der Nutria darf nicht unterschätzt werden. Der Ohlsdorfer Friedhof ist ein besonders schützenswerter Ort – sowohl kulturell als auch ökologisch. Der Senat muss hier umgehend ein gezieltes Monitoring etablieren, um einer unkontrollierten Ausbreitung zuvorzukommen. Einzelne Sichtungen sollten nicht bagatellisiert werden. Es reicht nicht, auf Bürgerhinweise zu warten. Wir brauchen ein aktives Managementkonzept für invasive Arten in Hamburg, das ökologische Folgen ernst nimmt und bei sensiblen Flächen wie dem Friedhof besonders greift. Dazu gehört neben Monitoring auch eine Informationskampagne, um Fütterung und ungewollte Anfütterung der Tiere zu vermeiden.