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Pflegeheim-Schließung in Farmsen-Berne: Ein Schock für Senioren und ein politisches Versagen

Das Altenpflegeheim Malteserstift St. Elisabeth am Rahlstedter Weg wird zum 31. Juli dieses Jahres schließen. Für die 88 Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Familien kommt die Nachricht einem Erdbeben gleich – denn sie wurden erst Mitte Mai über das bevorstehende Aus informiert. Die Suche nach einem neuen Pflegeplatz in einer ohnehin stark belasteten Pflegelandschaft stellt nun viele Angehörige vor kaum lösbare Herausforderungen.

Die Malteser Pflegeeinrichtungen Hamburg gGmbH, Betreiberin der Einrichtung, begründet die Entscheidung mit dem Auslaufen des Mietvertrags mit dem Caritasverband und der Notwendigkeit umfassender baulicher Maßnahmen am Gebäude. Die Kombination dieser Faktoren sowie die „herausfordernde Pflegelandschaft in Hamburg“ ließen keine andere Lösung zu, so die Sprecherin des Trägers, Olga Jabs im Hamburger Abendblatt.

Unmut über kurzfristige Kommunikation

Dass die betroffenen Familien erst rund zweieinhalb Monate vor Schließung informiert wurden, ist ein inakzeptabler Umgang mit den betroffenen Senioren und deren Angehörigen.

Diese Menschen haben ein Recht auf Planbarkeit und Fürsorge – nicht auf Panik und Ungewissheit. Wer einen 97-jährigen dementen Vater plötzlich umbetten muss, steht vor einer emotional und organisatorisch enorm belastenden Situation. Diese Entscheidung wurde offenbar nicht über Nacht getroffen – weshalb die Kommunikation so spät erfolgte, bleibt unverständlich und unverantwortlich.

Laut den Maltesern werde versucht, möglichst viele Bewohnerinnen und Bewohner in anderen Einrichtungen unterzubringen. Doch auch das ist keine Garantie. Ein Schreiben, das dem Hamburger Abendblatt vorliegt, nennt vor allem das Malteserstift St. Johannes XXIII in Bergedorf als mögliche Ausweichadresse. Doch ob dort wirklich genügend Plätze zur Verfügung stehen, ist offen.

Strukturelle Schwächen im Pflegesystem

Die Schließung des Malteserstifts ist kein Einzelfall – vielmehr reiht sie sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung: immer mehr Pflegeeinrichtungen kämpfen mit baulichen Defiziten, Personalmangel und finanziellen Engpässen. Wenn Träger aus wirtschaftlicher Not Pflegeeinrichtungen aufgeben, dann hat die Stadt ihren Versorgungsauftrag nicht erfüllt. Gerade in einem Stadtteil wie Farmsen-Berne mit vielen älteren Menschen brauchen wir Stabilität und kein Pflegeroulette.

Wir brauchen eine Taskforce, die unbürokratisch bei der Unterbringung hilft – inklusive finanzieller und organisatorischer Unterstützung.

Ein Stich ins Herz des Stadtteils

Das Pflegeheim wurde 1977 eröffnet und bot zuletzt 104 vollstationäre Pflegeplätze, darunter auch spezialisierte Bereiche für Demenzkranke und Kurzzeitpflege. Zur Einrichtung gehören ein Andachtsraum, eine Cafeteria, Friseur und Gartenanlage – für viele ältere Menschen war es über Jahrzehnte ein Zuhause und ein Stück Lebensqualität.

Diese Lebensqualität steht nun zur Disposition. Während das Betreute Wohnen auf dem Gelände durch die Caritas fortgeführt werden soll, müssen die stationären Pflegebedürftigen weichen. Unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger verdienen mehr als das. Pflege ist keine Verhandlungsmasse – sie ist eine Grundaufgabe des Sozialstaats.