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Baumverluste in Hamburg: 25.000 gefällte Bäume und ein bisher unbekanntes Defizit auf Friedhöfen

Seit die Grünen im Jahr 2015 die Leitung der Hamburger Umweltbehörde übernommen haben, verliert die Hansestadt jedes Jahr Tausende von Bäumen – und das trotz anderslautender Versprechen. Die Bilanz ist ernüchternd: Über 25.000 Bäume sind seither unwiederbringlich verschwunden, während die Nachpflanzungen systematisch hinterherhinken. Doch das dokumentierte Defizit ist nur die Spitze des Eisbergs.

Ein besonders gravierendes Problem: Zahlreiche Fällungen werden schlicht nicht erfasst. Dies betrifft insbesondere Bundesflächen auf Hamburger Stadtgebiet, wie eine offizielle Senatsdrucksache (Drs. 22/3740) belegt. Auch Baumverluste auf städtischen Friedhöfen tauchen bislang nicht in den offiziellen Statistiken aufobwohl gerade hier ein dramatischer Rückgang sichtbar wird. Seit 2015 wurden 2.225 Friedhofsbäume gefällt, ohne dass eine Nachpflanzung erfolgte. Diese verdeckten Defizite verzerren die öffentliche Wahrnehmung massiv.

Hinzu kommt ein politischer Taschenspielertrick im Bereich der Straßenbäume. Der frühere Umweltsenator verkündete regelmäßig, dass der Bestand an Straßenbäumen steige – eine Aussage, die auf den ersten Blick mit den offiziellen Fällungszahlen nicht übereinstimmt. Denn tatsächlich wurden in den letzten Jahren kontinuierlich mehr Straßenbäume gefällt als neu gepflanzt. Die vermeintliche Zunahme erklärt sich bei genauerem Hinsehen durch einen simplen buchhalterischen Trick: Bäume aus dem öffentlichen Grün werden kurzerhand in die Straßenbaumstatistik „überführt“, ohne dass es sich dabei um neue Pflanzungen handelt.

Ein Beispiel aus dem Jahr 2023 zeigt das Ausmaß dieser Praxis: Insgesamt 189 Bäume wurden einfach umgewidmetund zwar so verteilt:

Bezirk Anzahl umgewidmeter Bäume
Altona 84
Eimsbüttel 43
Wandsbek 23
Hamburg-Nord 15
Hamburg-Mitte 12
Bergedorf 10
Harburg 2
Gesamt 189

Diese Zahl taucht als vermeintlicher Zuwachs in der Straßenbaumstatistik auf – ohne dass ein einziger neuer Baum gepflanzt worden wäre. Der Effekt: Die Öffentlichkeit wird mit kosmetischen Zahlen beruhigt, während der reale Baumbestand weiter schwindet.

Zudem ist der finanzielle Aufwand für Nachpflanzungen enorm: Zwischen 2.400 und 5.600 Euro kostet ein Straßenbaum im Jahr 2024, im Schnitt 3.636 Euro – ein Kostenfaktor, der angesichts knapper öffentlicher Kassen regelmäßig gegen Nachpflanzungen ausgespielt wird.

Fazit: Hamburgs Umweltpolitik steht in krassem Widerspruch zu den selbst proklamierten Zielen von Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Der dramatische Schwund an Bäumen – sichtbar und unsichtbar – ist ein stilles Umweltversagen. Die Öffentlichkeit verdient Transparenz und eine Kehrtwende im Umgang mit dem städtischen Grün. Die Frage, wie viele Bäume Hamburg sich noch leisten kann, muss endlich ehrlich beantwortet werden.

Es fehlen weiterhin belastbare Zahlen. Einige Bezirksämter erfassen Privatfällungen nicht vollständig, Fällungen auf Bundesflächen und auf städtischen Friedhöfen fließen gar nicht in die Statistiken ein. Wir brauchen endlich valide und vollständige Zahlen, um das Ausmaß des Baumverlustes überhaupt seriös beurteilen zu können. Solange diese Lücken bestehen, wächst das Defizit im Verborgenen weiter – mit jedem Jahr, mit jedem Baum.

Das Problem ist längst sichtbar: In vielen Stadtteilen sehen wir es täglich – der Baumbestand nimmt spürbar ab. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, wird Hamburg seine grüne Lunge verlieren.

Quelle: 23/294