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Religiöser Druck und Intoleranz an Schulen in Steilshoop, Bramfeld und Farmsen-Berne: Senat bestätigt konkrete Einzelfälle

In den vergangenen Wochen haben mich zahlreiche Eltern insbesondere aus Steilshoop kontaktiert. Ihre Berichte sind alarmierend: Mädchen ohne Kopftuch werden als „haram“ beschimpft, Kinder fasten unter Gruppenzwang bereits in der Grundschule, und im Musikunterricht verweigern einzelne Schülerinnen und Schüler die Teilnahme mit Verweis auf religiöse Verbote. Besonders erschütternd sind die Schilderungen von Müttern, denen in Elternversammlungen das Wort verboten wurde – mit dem Hinweis, Frauen dürften sich nur äußern, wenn Männer dies erlaubten.

Ich habe diese Hinweise sehr ernst genommen und habe einmal beim Senat nachfragt.

In einer aktuellen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage bestätigt der Senat, dass es an einzelnen Schulen konkrete Vorfälle gegeben hat – insbesondere im Zusammenhang mit religiösem Druck, Abwertung von Mitschülern und geschlechterspezifischer Ungleichbehandlung.

Senat bestätigt konkrete Vorfälle religiöser Einflussnahme

Nach Rückmeldungen der Schulen beschreibt der Senat zwar grundsätzlich ein „respektvolles und tolerantes“ Klima, räumt aber mehrere reale Einzelfälle ein, die auf ein zunehmendes Spannungsfeld zwischen religiöser Praxis und schulischen Normen hinweisen:

  • Verbale Abwertungen von Mädchen, die sich nicht an bestimmte religiöse Kleidungsnormen hielten – etwa durch das Tragen westlicher Kleidung oder das Fehlen eines Kopftuchs.

  • Zunehmender sozialer Druck zum Fasten, auch bei sehr jungen Kindern, mit negativen Auswirkungen auf deren körperliche und psychische Leistungsfähigkeit.

  • Ablehnung des Musikunterrichts durch einzelne Schüler mit der Begründung, Musik sei „haram“ – in mindestens einem dokumentierten Fall führte dies zu einem schulinternen Krisenmanagement und zur Einschaltung der Polizei aufgrund äußerer Einflüsse.

  • Einzelfälle religiös moralisierender Sprache, die innerhalb der Schülerschaft zur sozialen Ausgrenzung führte – etwa durch Begriffe wie „haram“ für nicht fastende oder nicht konform gekleidete Kinder.

Besonders auffällig sei laut Senat eine kleine, sehr präsente Gruppe von muslimischen Schülern, die ihre religiösen Überzeugungen lautstark vertreten und dabei in Einzelfällen andere unter Druck setzen. (Drucksache 23/251)

Geschlechterungleichheit: Eltern berichten, Senat prüft

Aus Steilshoop wurden zudem konkrete Berichte von Müttern bekannt, denen in Elternversammlungen das Wort verweigert wurde – mit der Begründung, Frauen dürften nur sprechen, wenn Männer dies erlauben. Auch wenn die Mehrheit der Schulen laut Senat keine solche Ungleichbehandlung festgestellt hat, wird die Schilderung einzelner solcher Vorfälle als ernstzunehmend eingestuft.

Maßnahmen: Schulen reagieren, Senat stellt Unterstützung bereit

Die betroffenen Schulen haben laut Senat auf die Vorfälle mit pädagogischen Maßnahmen reagiert: klärende Gespräche, Einbindung der Eltern und Unterstützung durch Beratungsstellen wie das ReBBZ oder das Landesinstitut für Lehrerbildung (LI). Bei Bedarf wurden externe Stellen wie Polizei oder Jugendhilfe einbezogen.

Zusätzlich setzen viele Schulen auf präventive Maßnahmen:

  • Klassenräte und soziales Lernen zur Förderung demokratischer Werte

  • Fortbildungen und Anti-Bias-Trainings für Lehrkräfte

  • Einbindung religiöser Institutionen und Stadtteilnetzwerke

  • Schulentwicklungsgruppen zu Werten und Normen

Bewertung des Senats: Kein strukturelles, aber ernstzunehmendes Problem

Der Senat stellt klar: Es gibt keine Hinweise auf systematische religiöse Einflussnahme im Schulalltag – wohl aber auf reale Einzelfälle, die die Schulordnung und das friedliche Miteinander gefährden können. Die Schulen würden demnach professionell und rechtskonform reagieren.

Die Berichte der Eltern und die bestätigten Vorfälle an unseren Schulen beunruhigen mich zutiefst. Wenn Mädchen öffentlich abgewertet werden, weil sie kein Kopftuch tragen, wenn Grundschulkinder unter Fastenzwang leiden oder wenn Mütter sich in Elternversammlungen nicht mehr frei äußern können – dann ist eine Grenze überschritten.

Ich erwarte vom rot-grünen Senat, dass er diesen Entwicklungen nicht länger tatenlos zusieht. Es reicht nicht, auf das Engagement der Schulen zu verweisen. Wir brauchen klare politische Führung, verbindliche Maßnahmen zum Schutz unserer Kinder und eine konsequente Sicherung der weltanschaulichen Neutralität in unseren Schulen.

Unsere Schulen müssen Orte der Freiheit, Offenheit und Gleichberechtigung bleiben. Wer sich dem entgegenstellt – ob aus ideologischen, religiösen oder politischen Gründen – darf mit seinem Verhalten nicht durchkommen. Der Senat steht hier in der Verantwortung, endlich konsequent zu handeln.