Die ärztliche Versorgung in Steilshoop ist seit Jahren ein Desaster – und doch versucht der Senat in seinen Antworten die Situation schönzureden. Fakt ist: Die Zahl der Hausärztinnen und Hausärzte hat sich in den letzten Jahren massiv reduziert, Fachärzte fehlen nahezu vollständig. Für die rund 20.000 Bewohnerinnen und Bewohner bedeutet das, dass sie für eine ärztliche Behandlung immer häufiger weite Wege in andere Stadtteile auf sich nehmen müssen. Dem Senat und der Kassenärztlichen Vereinigung ist nicht mal bekannt, dass der geschätzte Hausarzt Dr. Krüger gekündigt hat. Er geht weiterhin von fünf Hausärzten in Steilshoop aus.
Gerade für ältere Menschen, für Familien mit kleinen Kindern oder für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist das eine kaum zu bewältigende Belastung. Sprachbarrieren und die eingeschränkten Busverbindungen durch die U5-Baustelle verschärfen das Problem zusätzlich. Arzttermine sind für viele Steilshooperinnen und Steilshooper nur noch mit großem organisatorischem und körperlichem Aufwand erreichbar.
Die Antworten des Senats auf eine Kleine Anfrage zeigen: Exakte Zahlen zur Entwicklung der Hausarztstellen in Steilshoop seit 2015 liegen gar nicht vor, da die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) diese Daten nicht im Detail aufbereitet. Fest steht jedoch: In den letzten fünf Jahren gab es mehrere Praxisverlegungen sowie Nachbesetzungsverfahren. Von echter Verbesserung kann keine Rede sein. Fachärztliche Versorgung – etwa durch Kinderärzte, Frauenärzte oder Internisten – ist praktisch nicht vorhanden.
Auf die Frage nach konkreten Maßnahmen, wie die medizinische Versorgung gesichert oder ausgebaut werden soll, verweist der Senat lediglich auf die „gesetzlichen Vorgaben“ der KVH und deren Nachbesetzungsverfahren. Containerlösungen oder Anreize für Neuansiedlungen von Ärzten? Fehlanzeige. Selbst die Fläche hinter der Kita „Pusteblume“ am Gustav-Seitz-Weg, die für eine interimistische Lösung mit Containern vorgeschlagen wurde, wurde nicht einmal geprüft – mit dem Hinweis, dass sie nicht im allgemeinen Grundvermögen liege. Sie sind aber im Eigentum von der stadteigenen Sprinkenhof. Auch andere Flächen wurden nur oberflächlich in den Blick genommen. Verantwortung wird zwischen Eigentümern, Bezirksamt und KVH hin- und hergeschoben.
Besonders zynisch wirkt die Antwort des Senats auf die Frage nach der aktuellen Erreichbarkeit von Arztpraxen: Diese sei „weiterhin gewährleistet“. Jeder, der die Realität in Steilshoop kennt, weiß, dass das nicht stimmt. Mit dem Wegfall von Buslinien und dem weiten Umweg zu den nächsten Haltestellen ist die medizinische Versorgung für viele schlicht nicht mehr erreichbar.
Die offizielle Linie von „stabiler Versorgung“ steht in krassem Widerspruch zur erlebten Realität der Menschen in Steilshoop. Während sich der Senat hinter Zuständigkeitsparagrafen verschanzt, bleiben die Patientinnen und Patienten auf der Strecke. Steilshoop braucht endlich echte Lösungen: mehr Hausärzte, Fachärzte vor Ort und kurzfristige Interimsmaßnahmen wie Containerpraxen – nicht weitere Vertröstungen.
– Drucksache 23/1214 –

