Großvorhaben im Bezirk Wandsbek – Warum so viele in Bramfeld und Steilshoop und so wenige in Poppenbüttel?
Auf meine Anfrage teilt die Verwaltung mit, dass seit 2014 in Bramfeld und Steilshoop acht Bauvorhaben mit mehr als 60 Wohneinheiten realisiert wurden. Hingegen wurde in Poppenbüttel nur ein Bauvorhaben mit mehr als 60 Wohneinheiten realisiert. Wir brauchen Wohnraum. Aber es muss die Frage gestellt werden, warum immer in Bramfeld und Steilshoop? Wieso müssen die letzten Grünflächen bei uns für Wohnraum genutzt werden? Ich finde, dass man erstmal in anderen Stadtteilen wir Poppenbüttel bauen sollte, bevor bei uns weiter verdichtet wird. Was meinen Sie?
Weitere Fakten:
Einwohnerzahl von Bramfeld im Jahr 2011: 50.520
Einwohnerzahl von Bramfeld im Jahr 2019: 52.466
Einwohnerzahl von Steilshoop im Jahr 2011: 19.306
Einwohnerzahl von Steilshoop im Jahr 2019: 19.771
Die Einwohnerzahl von Bramfeld ist innerhalb von acht Jahren um 1.946 und die von Steilshoop um 465 Einwohner gestiegen.
In Bramfeld wurden seit 2014 969 Wohneinheiten gebaut.
In Steilshoop wurden seit 2014 278 Wohneinheiten gebaut.
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Beate Neubert (Sonntag, 17 November 2019 06:50)
Ich denke, dass man weniger dort baut, wo Leute mit Geld wohnen, weil die eher die Mittel haben, um Proteste möglich zu machen.
Catrin Schliemann (Sonntag, 17 November 2019 10:14)
Es sollte wirklich nicht sein, dass in einflussarmen Stadtteilen verdichtet wird, während es in Volksdorf und Blankenese grün bleibt. Der Grünflächenfraß sollte transparent gemacht werden und die Lasten sollten gerecht verteilt werden. In Steilshoop würde sich die Lage in meinen Augen noch verschärfter, wenn die SAGA dort auf den letzten Grünflächen bauen dürfte und auch noch eine benutzte Turnhalle abgerissen werden muss, damit dort Wohnungen gebaut werden können. Vielleicht müssen auch einfach die ländlichen Strukturen gestärkt werden, damit die Verdichtung in Hamburg aufhört?
Günter (Sonntag, 17 November 2019 13:00)
um hier eine Schielflage zu verhindern bzw. wieder auszugleichen sind Sie und Ihre Kollegen in der Pflicht! Offenbar vertraut man in den nicht ganz so lukrativen Stadtteilen auf das Stillhalten und die niveaubedingte Apathie der meisten Bewohner, dabei nicht berechnend, das sich eines Tages der Unmut unschön entladen könnte.
Anwohner (Freitag, 29 November 2019 12:52)
Die gestiegene Nachfrage nach Wohnraum ist die Folge der Zuwanderungspolitik
Am 28.01.2012 lebten in Steilshoop 8.345 Migranten. Am 31.12.2017 lebten dort bereits 10.109 Migranten
Am 28.01.2012 lebten in Bramfeld 11.758 Migranten. Am 31.12.2017 lebten dort bereits 15.227 Migranten.
Man kann nicht einerseits für eine unbeschränkte Zuwanderung sein und gleichzeitig das Zubetonieren von Grünflächen beanstanden. Im Übrigen konkuriert der Großteil der Zuwanderer um preiswerten Wohnraum in ärmeren Stadtteilen wie Steilshoop und nicht mit den wohlhabenden Poppenbuttlern.
Quelle der Zahlen: https://www.statistik-nord.de/fileadmin/Dokumente/Statistik_informiert_SPEZIAL/SI_SPEZIAL_III_2012.pdf und https://www.statistik-nord.de/fileadmin/Dokumente/Statistik_informiert_SPEZIAL/SI_SPEZIAL_III_2018.pdf
Herbert (Sonntag, 01 Dezember 2019 20:15)
@Anwohner:
Mangelnder und vor allem bezahlbarer Wohnraum existierte bereits vor der Thematik von Flüchtlingen bzw. Migration.
Leider wird der Aspekt mangelnder und vor allem bezahlbarer Wohnraum oft fälschlicherweise in ein Spannungsfeld zum Thema Flüchtlinge und Migration gestellt.
Natürlich führte das Thema Flüchtlinge bzw. Migration vor allem seit 2015 zu einer Verschärfung auf dem Wohnungsmarkt.
Allerdings ist das Thema Flüchtlinge bzw. Migration nicht in der Verantwortung dafür, dass in den Jahren vor 2015 nicht genug ausreichender und bezahlbarer Wohnraum gefördert und gebaut wurde.
Dafür trägt vor allem das kapitalistische – vielmehr neoliberale Denken und Handeln der deutschen Parteienlandschaft (CDU/CSU, SPD und FDP; Ausnahme Linke) die Verantwortung.
Wie sich heute feststellen lässt war und ist es ein Fehler gewesen, die kommunalen und günstigen Wohnungsbestände an privatwirtschaftliche Investoren – vielmehr Heuschrecken – zu verkaufen und somit das Heft des Handelns als einflussreicher Akteur auf dem Wohnungsmarkt aus der Hand zu geben.
Der letzte Absatz trifft auf die Stadt Hamburg nur bedingt zu, da die Stadt Hamburg ihre kommunalen Wohnungsbestände zum Glück nicht zu großen Teilen veräußert hat.
Allerdings muss den SPD-geführten Senaten der letzten Jahre zugutegehalten werden, dass die Bündnisse fürs Wohnen von zuerst 6.000 und seit geraumer Zeit 10.000 zu genehmigenden Wohneinheiten pro Jahr (jeweils 1/3 öffentlich gefördert) die Entwicklung der Mieten auf dem Hamburger Wohnungsmarkt nicht so stark hat ansteigen, wie es im Rest der Republik der Fall.
Hier ist Hamburg Spitzenreiter in verantwortungsvoller Wohnungsbaupolitik.
Natürlich darf auch die Stadt Hamburg deutlich mehr tun; gerade im öffentlich geförderten Wohnungsbau.
Klaus (Samstag, 07 Dezember 2019 19:15)
Keinesfalls sollten noch mehr Grünflächen dem Bauwahn zum Opfer fallen. Irgendwann ist das Maß voll. Bramfeld darf nicht noch weiter verdichtet werden.
Anwohner (Sonntag, 08 Dezember 2019 10:15)
@Herbert
1. Vor dem starken Anstieg der Zuwandererzahlen gab es ein Überangebot an Wohnraum bzw. ein solches Überangebot war im Entstehen.
In Berlin standen über 100.000 Wohnungen leer und Wohnungen wurden abgerissen, weil es keine Mieter mehr gab. Wenn die Zahl der Zuwanderer Konstant geblieben wäre, dann würde Berlin jährlich ca. 40.000 Einwohner verliren
In Hamburg gab es aufgrund des starken Zuzuges aus Ostdeutscland noch kein Übernagebot. Laut Statsistikant Nord ist fast sechs Prozent aller Hamburger in der DDR geboren. Das Ende dieses Zuzuges war abzusehen und auch Hamburg drohte aus demografischen Gründen ein Einwohnerrückgang.
Der Wohnungsverkauf war aus damaliger Sicht grundsätzlich richtig. Wenn es nicht zu der starken Zuwanderung gekommen wäre, dann stünden die verkauften Wohnungen jetzt leer und wären wertlos.
2. Der Großteil der Zuwanderer stammt aus der EU bzw. aus Europa. Die Politik hat von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, den neuen EU-Staaten erst nach zehn Jahren die volle “Arbeitnehmerfreizügigkeit” zu gewähren. Für diese Gruppe war genugend Zeit, um ausreichend preiswerte Wohnungen zu bauen. Ein solcher Wohnungsbau wurde von der Politik nicht betrieben.
3- Für die Flüchtlinge hätte man nicht rechtzeitig Wohnungen bauen können. Laut Zuwanderungsmonitor Oktober 2019 des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit leben fast 1 Millionen Menschen aus den Kriegs- und Krisenländern von Hartz 4. Der Großteil der Flüchtlinge ist auf Sozial- bzw. preiswerte Wohnungen angewiesen. Diese künstlich geschaffene Nachfrage führt zum Nachfrageüberschuss, von dem in erster Linie die ärmere Bevölkerung in Stadtteilen wie Steilshoop betroffen ist.
4. Klimaschutz bei gleichzeitigem Massenwohnungsbau ist nicht möglich.