Die Beschwerden häufen sich, der Unmut wächst: Rund um die SAGA-Baustelle am Jahnkeweg/Fahrenkrönstieg in Hamburg melden sich immer mehr Anwohner zu Wort. Die Lebensqualität sei massiv eingeschränkt – durch Staub, Lärm, Grundwasserabsenkung und tagtäglich rangierende Betonmischer vor den Haustüren. Der Hamburger Senat hat nun auf eine Anfrage zur Lage Stellung genommen. Doch was in den Antworten steht, lässt viele Fragen offen – und weckt Zweifel an der Sensibilität der zuständigen Stellen.
1. Beschwerdelage wird verharmlost
Antwort des Senats:
Es seien lediglich vier Beschwerden bei der SAGA eingegangen.
Kritik und Einordnung:
Vier Beschwerden – das klingt harmlos. Doch diese Zahl gibt keinesfalls ein realistisches Bild der tatsächlichen Situation wieder. Viele Menschen scheuen den bürokratischen Aufwand oder glauben nicht daran, dass eine Beschwerde überhaupt Gehör findet. Ein aktiver Dialog mit der Nachbarschaft findet offenkundig nicht statt. Als Abgeordneter erwarte ich von einem städtischen Wohnungsunternehmen wie der SAGA eine proaktive Anwohnerkommunikation: regelmäßige Infoveranstaltungen, Sprechstunden vor Ort und ein transparenter Beschwerdeprozess.
2. Staubbelastung – technisch erlaubt, aber unzumutbar
Antwort des Senats:
Die Befeuchtung des Abrissguts sei erfolgt. Eine flächendeckende Befeuchtung sei „nicht möglich“, da die Baugrube trocken gehalten werden müsse.
Kritik und Einordnung:
Es ist technisch nachvollziehbar, dass bestimmte Arbeiten trockene Bedingungen erfordern. Doch das rechtfertigt nicht eine generelle Unterlassung von Staubschutzmaßnahmen. Gerade die Baustraßen, Zufahrten und Lagerflächen könnten durch Asphaltierung oder geeignete Platten befestigt werden – das würde die Staubentwicklung deutlich reduzieren. Zudem fehlt es an regelmäßiger und konsequenter Reinigung der Verkehrsflächen. Als Abgeordneter fordere ich hier eine Nachbesserung des Staubschutzkonzepts – im Sinne der Gesundheit und Wohnqualität der Anwohner.
3. Nicht abgeschaltete LKW und Maschinen – Einzelfall oder Alltag?
Antwort des Senats:
SAGA berichtet lediglich von „Einzelfällen“, bei denen Fahrzeuge unnötig liefen.
Kritik und Einordnung:
Wer regelmäßig vor Ort ist, weiß: laufende LKW über viele Minuten hinweg sind die Regel, nicht die Ausnahme. Gerade im Sommer führt dies zu starker Lärmbelästigung und Feinstaubausstoß direkt vor Schlafzimmern und Kinderzimmern. Das ist nicht nur umweltpolitisch fragwürdig, sondern auch unnötig. Als Abgeordneter fordere ich von der SAGA eine verbindliche Vereinbarung mit den Bauunternehmen, unnötige Motorlaufzeiten konsequent zu unterbinden – und regelmäßige Kontrollen zur Einhaltung.
4. Baustraßen aus Recyclingmaterial – nachhaltig oder bequem?
Antwort des Senats:
Recyclingmaterial sei eine gängige, nachhaltige Lösung.
Kritik und Einordnung:
Nachhaltigkeit ist wichtig – darf aber nicht als Ausrede für fehlende Schutzmaßnahmen herhalten. Ungebundene Baustraßen erzeugen enorme Mengen Feinstaub, insbesondere bei trockener Witterung. Eine provisorische Asphaltdecke oder eine Beschichtung mit Staubbindemittel wäre technisch möglich – wird aber aus Kostengründen offenbar vermieden. Nachhaltigkeit darf nicht einseitig zu Lasten der Anwohner gehen.
5. Lärmbelastung – nach Zahlen zulässig, aber real zu laut
Antwort des Senats:
Es habe keine Überschreitungen der zulässigen Tageslärmwerte gegeben. Nachts werde angeblich nicht gearbeitet.
Kritik und Einordnung:
In der Praxis berichten Anwohner wiederholt von nächtlichem Lärm, insbesondere durch Pumpenbetrieb. Die Angaben zur Pumpe (44 dB auf 10 Meter Entfernung) erscheinen zunächst unproblematisch – doch Lärm wirkt kumulativ, vor allem in ruhigen Wohngegenden. Dass eine Lärmmessung erst auf Druck erfolgt, zeigt den mangelnden Willen zur Transparenz. Ich erwarte, dass Messprotokolle öffentlich einsehbar gemacht und Beschwerden ernst genommen werden – und nicht mit Zahlen abgebügelt werden.
6. Grundwasserabsenkung – Risiken für Nachbargrün bleiben ungeklärt
Antwort des Senats:
Bäume auf Nachbargrundstücken müssten ggf. privat bewässert werden. Für diese bestehe keine Verpflichtung.
Kritik und Einordnung:
Die Verantwortung für die Auswirkungen der Baustelle auf angrenzende Gärten und Pflanzen auf die Nachbarn abzuwälzen, ist inakzeptabel. Die SAGA muss bei massiver Grundwasserabsenkung verantwortlich handeln – auch über die Grundstücksgrenze hinaus. Als Abgeordneter fordere ich die Einrichtung eines Monitoring-Systems für den Vegetationszustand und die Übernahme der Bewässerungspflicht, wo Schäden absehbar sind.
7. Schutz von Hecken und Privatgrün – keine Vorsorge, nur Nachbesserung
Antwort des Senats:
Beschädigungen durch rangierende LKW sollen im Nachhinein behoben werden.
Kritik und Einordnung:
Der Schutz privater Gärten darf nicht dem Zufall überlassen werden. Statt Schäden später zu reparieren, wäre eine bauliche Sicherung von Hecken und Beeten durch mobile Zäune, Markierungen oder Fahrbahntrennung notwendig. Dass dies bislang nicht erfolgt ist, zeigt fehlende Sorgfalt. Ein städtisches Unternehmen wie SAGA muss mit gutem Beispiel vorangehen.
Fazit: Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander
Die Senatsantworten zeigen ein klares Muster: Formal werden Vorschriften eingehalten – doch die reale Belastung der Anwohner wird systematisch kleingeredet. Als Abgeordneter erwarte ich von der SAGA und der zuständigen Behörde:
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Echte Transparenz statt Statistik-Argumente
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Mehr Kommunikation mit Anwohnern auf Augenhöhe
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Verbindliche Umwelt- und Nachbarschaftsstandards
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Proaktive Problemlösungen statt bloßer Schadensbegrenzung
Denn ein Wohnungsunternehmen im öffentlichen Eigentum muss nicht nur bauen – es muss sozialverträglich und verantwortungsvoll bauen.