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Versorgungsheim Farmsen: Historischer Rundgang und Vortrag am 20.03.2024 über die Verbrechen während des NS-Regimes – Hoffnungen auf Lern- und Gedenkort im Wasserturm

Zwei CDU-Mitglieder nahmen an der Veranstaltung teil, um mehr über das ehemalige Versorgungsheim Farmsen an der August-Krogmann-Straße zu erfahren. Mit etwa 50 Besucherinnen und Besuchern war die Veranstaltung erfreulicherweise gut besucht. Den Rahmen bilden die Internationalen Wochen gegen Rassismus im Bezirk Wandsbek.

Das historische Ensemble des Versorgungsheims Farmsen, das treffener „Bewahranstalt“ genannt werden sollte, beherbergte ab 1933 bis weit in die Nachkriegszeit hinaus bis zu 2.100 Personen. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden hier Bettler, Wohnungslose, Sexarbeiter/innen, Drogensüchtige, Homosexuelle und weitere Gruppen, die als „asozial“ abgewertet wurden, verwahrt.

Zahlreiche Insassen waren entmündigt. Nach Inkrafttreten des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ 1934 wurden viele Eingewiesene zwangssterilisiert. Manche rebellierten gegen die Gewaltmaßnahmen, versuchten zu fliehen oder nahmen sich aus Verzweiflung das Leben. Hunderte Menschen, die dem Versorgungsheim zugewiesen waren, wurden ermordert – weil sie der kranken NS-Ideologie nach als krank, minderwertig oder andersartig nicht den „gesunden Volkskörper belasten“ sollten. Stolpersteine auf der August-Krogmann-Straße, an denen heute Blumen niedergelegt wurden, zeugen davon.

Nach Kriegsende 1945 änderte sich kaum etwas für die Opfer der Zwangsfürsorge. Sie blieben entmündigt und durften die Anstalt nicht verlassen. Die Verantwortlichen für ihr Leid dagegen mussten keine Konsequenzen befürchten und blieben überwiegend im Amt. Heute befinden sich auf dem Gelände unter anderem eine Pflegeeinrichtung, eine Kindertagesstätte sowie Wohngruppen für psychisch erkrankte Menschen.

Wir haben heute gelernt, dass die Aufarbeitung der unmenschlichen Taten im Versorgungsheim lange Zeit überhaupt nicht stattfand. Erst in den 80er-Jahren wurden aus privater Initiative heraus Täter/innen benannt und Opferhilfe verlangt. Viele der Menschen, die hier schweres Leid ertragen mussten, haben diese Jahre nicht in ihrer Rente angerechnet bekommen – während die Täter/innen nach dem Krieg weiter Karriere gemacht haben. Die Aufarbeitung ist weiterhin sehr wichtig. Die Teilnehmer heute waren sich einig, dass noch viel mehr Hamburger/innen über Terrorstätten wie diese Bescheid wissen müssten. Ebenfalls einig waren sich alle, dass Bestrebungen nach nationalsozialistem Vorbild gestoppt werden müssen und die Bevölkerung zu einem demokratischen Wahlverhalten angehalten werden muss, bevor wir uns selbst ins Unglück stürzen.

Erinnerungs- und Begegnungsort schaffen – eine Aufgabe der Politik

Nach Fertigstellung der Günter-Püstow-Straße soll eine Erinnerungsstele entstehen. Die Häuser in der Dorothea-Buck-Straße sollen nach Opfern der NS-Diktatur benannt werden. Alle, die hier wohnen und arbeiten, können so die Erinnerungskultur hochhalten.

Ein sehr großes Ziel der Erinnerungs- und Opferentschädigungsinitiativen rund um das ehemalige Versorgungsheim Farmsen ist jedoch ein Lern-, Begegnungs- und Erinnerungsort im Untergeschoss des Wasserturms auf dem Gelände. Die Bezirkspolitik hat ein solches Vorhaben bereits in die Wege geleitet. Unklar ist jedoch, wann und wie genau dies kommen wird, denn hier spielt Geld für den denkmalgeschützten Wasserturm keine untergeordnete Rolle – dieses Ansinnen wird teuer und aus Sicht der Initiativen ohne Förderung vom Bund kaum möglich.

Hier finden Sie den (beschlossenen) Antrag (die CDU stimmte zu): https://sitzungsdienst-wandsbek.hamburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1016939

Unter den Fotos der Veranstaltung finden Sie ein paar heute vorgestellte Büchertipps, die Broschüre zur Verwahranstalt von 2022 und Videos über das Engagement der Schüler der Erich-Kästner-Schule, die zwischenzeitlich erreicht hatten, den Zaun zwischen Geflüchtetenunterkunft und der Schule sozusagen einzureißen – es wurde dann ein Tor daraus.

Medientipps, wenn Sie sich in das Thema vertiefen wollen:

Arbeitshaus-Farmsen-Handout-2022_Mai_compressed.pdf

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